HEIMSPIEL UNTER BEFREMDLICHEN BEDINGUNGEN

Am 07.März 2020 trug der FC Viktoria Köln zum letzten Mal ein Pflichtspiel im Sportpark Höhenberg vor Zuschauern aus. Nach einer Abstinenz von 203 Tagen durften wir Fans dann endlich wieder ins Stadion und unsere Mannschaft von unserem Block aus unterstützen. Zu Gast in Höhenberg war der SV Wehen Wiesbaden. Aufgrund der Begrenzung auf 20% Auslastung der Stadionkapazität hätten bis zu 2.000 Zuschauer zugelassen werden dürfen. Am Ende kamen fast 1.200 Besucher zum Duell mit dem Zweitliga-Absteiger aus Hessen. Für fast alle von uns war dies der erste Stadionbesuch seit langer Zeit und der erste Spielbesuch in unserem Wohnzimmer seit März, doch während wir das Auftaktspiel zur 3.Liga beim SV Waldhof Mannheim am vergangenen Montag noch mit vielen Viktorianern in einer Ortschaft verfolgten, kam eines unserer Mitglieder am Spieltag noch zu einem Ticket und trat die Reise nach Mannheim an. Dort sah er, wie die Viktoria einen Rückstand aufholte und zum Start in die neue Saison einen Punkt bei unserem ehemaligen Trainer Patrick Glöckner entführte.

In diesem Bericht gehen wir nicht auf den weitestgehend enttäuschenden Auftritt unserer Mannschaft bei der 0:2 Niederlage ein, da wir unser Hauptaugenmerk in diesem Falle auf etwas anderes legen wollen. Da Gästefans zurzeit nicht erlaubt sind, ist die Begrenzung auf 2.000 Zuschauer im Flughafenstadion für die Viktoria und ihre Fans keine große Umstellung. Ohne die in der letzten Spielzeit zahlreich mitgereisten Anhänger der vielen großen Traditionsvereinen wäre diese Marke nur selten erreicht worden. Neben den rund 1.000 Dauerkartenbesitzern dürfen damit auch noch 1.000 weitere Fußballfans das Stadion betreten. Unter Anderem ist für bis zu 250 Personen auch der Stehplatzbereich geöffnet. Dort befindet sich auch weiterhin ein Großteil der aktiven Fanszene. Seitens der Viktoria hat man den Stehplatz in sogenannte „Cubes“ eingeteilt. In diese durch Markierungen gekennzeichneten Bereiche dürfen sich bis zu 10 Personen aufhalten. Für diese Bereiche müssen im Online-Vorverkauf explizit Tickets gekauft werden und auch auf den Dauerkarten befindet sich der zugeteilte Bereich. Im Voraus gab der Verein den Fanclubs die Möglichkeit, die Namen von Fanclub-Mitgliedern mit Dauerkarten anzugeben und einen bevorzugten Standort im Block anzugeben, damit die Mitglieder der jeweiligen Fanclubs sowie die aktive Fanszene den Umständen entsprechend zusammenstehen können. Ein besseres Verfahren für Fanclub-Mitglieder ohne Dauerkarte muss in den nächsten Wochen aber noch einmal durchdacht und geklärt werden.

Wie im vorherigen Abschnitt erwähnt, beeinflusst die Zuschauerbegrenzung uns Fans des FC Viktoria Köln nicht, da jeder die Chance erhält, ins Stadion zu kommen und auch im von ihm gewünschten Block das Spiel verfolgen zu können. Jedoch muss man als Fußballfan und als Fanclub auch an die Gesamtheit der Fußballanhänger denken. Aus diesem Grunde gab es innerhalb unserer Gruppierung eine Diskussion, ob wir unser Gruppenbanner am Zaun überhaupt nicht oder nur falsch herum aufhängen werden. Letztlich entschieden wir uns als kleines Zeichen für die zweite Variante, da ein sichtbar verkehrt angebrachtes Banner auffälliger ist als kein Banner. Wie gesagt denken wir an alle Fußballfans, die aufgrund der Bestimmungen zum Großteil weiterhin von einem Stadionbesuch ihres Vereins gehindert werden. Eine Stadionauslastung von 20% und eine Sperre für Auswärtsfans kann und darf auch in diesen Zeiten nicht der Lösungsweg sein. Da Geisterspielen niemals eine Option sein sollten, ist die Zulassung von Fans zwar zumindest ein minimaler Schritt in die richtige Richtung, aber noch weit unter dem, was zum jetzigen Stand möglich ist. Unter Einhaltung der Hygieneregelungen und der Maskenregelungen sollten bedeutend mehr Fans die Möglichkeit erhalten, ihr Team live zu verfolgen und zu unterstützen. Die Fans und vor allem die Vereine benötigen Planungssicherheit und die Sicherheit, mit Einnahmen rechnen zu können. Dazu gehört auch, dass man (beispielsweise beim Bundesliga-Spiel des 1.FC Köln gegen Hoffenheim) kurzfristig die festgelegte 20%-Regelung lediglich aufgrund von Prognosen widerruft und ein weiteres Geisterspiel ansetzt, welches die Vereine vor ungeahnte Kosten und die Fans vor mentale Strapazen an ihrem freien und bis dahin eigentlich fest verplanten Wochenende stellen. In diesem Beispiel ging es um einen Bundesligisten und wenn selbst diese Vereine durch ein solches Verhalten der Politik vor Schwierigkeiten gestellt werden kann, wie soll dies dann bei einem niederklassigen Verein aussehen, der auf bedeutend weniger oder sogar überhaupt keine Fernsehgelder zurückgreifen und sich hauptsächlich oder gar ausschließlich von Ticketverkäufen aufstellt?!

Es muss seitens der Politik noch einiges kommen und bis dies geschieht, werden wir weiterhin als Fans, die aufgrund des Verhältnisses zwischen Stadiongröße und Menge an dauerhaft anwesenden Fans kaum Probleme bezüglich eines ausfallenden Heimspielbesuches haben, ein kleines, aber sichtbares Zeichen setzen und unseren Standpunkt vertreten. Aber natürlich auch dafür, dass in absehbarer Zukunft auch die Gästekurven wieder geöffnet werden und wir weitere Touren durch die Republik in Angriff nehmen und ebenso wieder gegnerische Anhänger im Sportpark Höhenberg begrüßen können. Für einen Fußball mit Fans, mit Emotionen und mit Leidenschaft! Da wir den Namen „Sufftras“ tragen, muss natürlich an dieser Stelle abschließend auch das Verbot von Alkoholausschank kritisiert werden.

Das nächste Spiel unserer Viktoria findet am Samstag auswärts beim 1.FC Magdeburg statt.

SCHÄL SICK SUFFTRAS

est. 2014