Mit Viktoria Köln nach Kaiserslautern zum „Betzenberg“ fahren, um ein Pflichtspiel gegen den ehemaligen Deutschen Meister ein Ligaspiel zu bestreiten? Klang bis vor wenigen Jahren noch surreal. Gestern bot sich diese Gelegenheit zum dritten Mal seit unserem Aufstieg in die 3.Liga und erstmals durften wir als Fans im Stadion anwesend sein.
Bis einen Abend vor dem Spiel mussten wir uns noch gedulden, um Gewissheit zu haben, aber dann kam die offizielle Nachricht, dass 10.000 Zuschauer zugelassen und 9.000 Tickets verkauft wurden. Aus diesem Grund erhielten alle Kölner, die bereits ein Ticket gebucht hatten, Zugang zum Fritz-Walter-Stadion. Dies waren letztlich knapp 90 an der Zahl. Da sich mehrere der angekündigten 150 Viktorianer bis zwei Tage vor dem Spiel aufgrund der unsicheren Aussicht auf Gästefans bei dieser Partie noch keine Tickets zugelegt hatten, fiel die Zahl der Domstädter deutlich geringer aus als zuvor von unserem Verein angekündigt. Nachdem zwischenzeitlich über ein 2G-Plus-Konzept spekuliert wurde, setzte man in Lautern dann doch auf 2G. Wir als Gruppierung verzichteten selbstverständlich auch am „Betzenberg“ auf unser Material. Ebenso führten wir auch gegen den FCK unseren zuletzt angekündigten Stimmungsboykott durch. Dies wird sich auch in den beiden Spielen bis zur Winterpause nicht ändern. Die „aufgesparte“ Energie ließen wir stattdessen bei einer ausgelassen Bustour raus und hatten trotz eines gebrauchten Spieltages einen guten Tag mit unseren Freunden und Begleitern.
Gebraucht war dieser Spieltag aufgrund einer deutlichen 0:4 Pleite unseres FCVK bei den „Roten Teufeln“. Unsere Mannschaft machte kein schlechtes Spiel, jedoch war unsere Defensive anfällig für schnelle Gegenstöße und verpasste in beiden Halbzeiten die Anfangsphase. Dass wir offensiv wieder ohne Stürmer in der Startaufstellung auskommen mussten und letztlich im Angriff zu harmlos waren, konnten wir die Fehler im Abwehrverhalten nicht ausgleichen und so wurde es am Ende eine deutliche Angelegenheit. Für Kaiserslautern war es ein emotionaler Sieg, da mit Horst Ekel einen Tag vor der Begegnung nicht nur der letzte Weltmeister von 1954, sondern auch eine langjährige Legende in der Historie des 1.FC Kaiserslautern verstarb. Auf Seiten der Heimfans gab es diesbezüglich mehrere Spruchbänder.
Ein fader Beigeschmack war der Auftritt von Mike Wunderlich. Über das Verhalten eines Spielers bei Toren seines neuen Arbeitgebers gegen seinen vorherigen Verein kann man unterschiedliche Meinungen haben. Aber dass unser langjähriger Führungsspieler und „Aufstiegsheld“ bei den Treffern zum 1:0 und 2:0 jeweils direkt vor dem Gästeblock als erster und gefühlt lautester Gratulant bei den Torschützen war und den mitgereisten Kölnern selbst nach Spielende keines Blickes würdigte, lässt nach seinem plötzlichen Abgang kurz vor Saisonbeginn nochmal nachdenken. René Klingenburg ist ein weiterer Ex-Viktorianer, wich aber schon vor der Partie in einem Interview auf konkrete Fragen zur Viktoria aus. Für Trainer Marco Antwerpen bleibt die Zeit in Köln laut eigener Aussage „immer in Erinnerung“. Der Abgang war damals aber ebenso überraschend und fragwürdig, wie von unserem ehemaligen „besten Achter der Welt“.
Auf den Rängen des FCK fehlten, wie in so vielen Stadien derzeit, die führenden Ultra-Gruppierungen. Dementsprechend gab es keinen durchgängigen und koordinierten Support. Dennoch versuchten die anwesenden Lauterer auf der Westtribüne einiges, um ihre Mannschaft akustisch zu unterstützten. Oftmals sollte ihnen das auch ordentlich gelingen. Bei der im Fritz-Walter-Stadion sehr unterstützenden Beschallung hätte man im Gästeblock durchaus etwas reißen können. Die ernüchternde Anfangsphase sollte aber als einer von mehreren Faktoren dazu beitragen, dass dies an diesem Nachmittag nicht der Fall war. Was wir positiv festhalten können, ist das Verhalten alle Gästefans nach dem Spiel. Als die Mannschaft geschlossen zum Gästeblock kamen, gab es keine Pfiffe, Beleidigungen oder Dergleichen, sondern Applaus und aufmunternden Zuspruch. Das hätte vor nicht allzu langer Zeit bei zwei 0:4-Auswärtsniederlagen in Folge noch ganz anders ausgesehen.
SCHÄL SICK SUFFTRAS
est. 2014